1900 – 1945

1900 – 1902

Jean Richard, der damalige Eigentümer des Grundstücks Köpenicker Straße 174 und Eisenbahnstraße 21, beauftragt den Maurer und Zimmermeister Oscar Garbe mit einer Neubebauung des Grundstücks.

Es entstanden zwei, für die damalige Zeit typische Vorderhäuser, mit jeweils einem Quergebäude und einem Seitenflügel. Die Fassaden, wie auch die Innenräume  wurden mit üppigem, repräsentativem Stuck versehen. Die Eingangshalle der Köpenicker Straße 174, die heute unter Denkmalschutz steht, hat einen Sockel aus schwarzen Glasfliesen und ist ebenso mit repräsentativem Stuck versehen.

Im gesamten Erdgeschoss der Köpenicker- und im Erdgeschoss des Seitenflügels und des Quergebäudes der Eisenbahnstraße befand sich der “Köpenicker Hof”, ein Restaurant mit Tanzsaal, Kegelbahn (im Keller) und “Chambres séparée” im Zwischengeschoss. Die Konzeption der Gaststätte zielte eindeutig auf die gehobene Gesellschaft. Die Ausführung der Innenräume, insbesondere das Restaurant und der Ballsaal wurden daher besonders prachtvoll gestaltet. Beide Räume werden von einer in Stuck ausgeführten Kassettendecke überspannt und mit Holz vertäfelt. In den Vorderhäusern und Quergebäuden wurde pro Etage eine “herrschaftliche” Wohnung für die Offiziere der nahe gelegenen Kasernen gebaut. In den beiden Quergebäuden entstand im 1.OG ein Offizierskasino. Darüber wurden Räume für Kleingewerbe geschaffen.

1923

Karl Krause und dessen Ehefrau werden die neuen Betreiber des “Köpenicker Hof” und die später auch die Besitzer der Köpenicker Straße 174 wie auch der Eisenbahnstraße 21. Karl Krause war zunächst über viele Jahre hin Kellner im “Köpenicker Hof” und arbeitet sich letztendlich bis zum Restaurantbetreiber und Hausbesitzer hoch.

Bilder: Brommy Brücke, vor ihrer Zerstörung im Krieg

1926

Karl Krause stellt einen Bauantrag für eine Garage im 2. Hinterhof der Eisenbahnstraße 21.

Auszug: “Ich bin gezwungen, einen Unterstellraum für wenigstens 2 Autos zu beschaffen; weil die Eigenart meines Geschäfts es dringend erfordert. Ich betreibe zu meinem Restaurant “Köpenicker Hof” ein sehr großes Saalgeschäft, wohl das bedeutendste in der hiesigen Stadtgegend. Es finden bei mir große Hochzeiten, Versammlungen und dergleichen statt, zu denen sehr häufig Teilnehmer in eigenen Autos kommen, denen dann stets Gelegenheit zum unterstellen fehlt. Es ist eine Frage von größter geschäftlicher Wichtigkeit für mich, dass ich mir diese Gäste erhalten kann.

Ich bitte daher den Bezirksausschuss, in diesem Fall von den bestehenden Vorschriften zu dispendieren und mein Bauvorhaben in der geplanten Form zu genehmigen.”

Der Antrag wurde abgelehnt, da er gegen Brandschutzbestimmungen verstieß. Die Garage wurde später im 1. Hof der Köpenicker Straße gebaut. Diese Garage, diente später unter anderem dem Schutz  des ersten 12 Zylinder Mercedes von Berlin, dessen stolzer Besitzer Karl Krause war.

5. Mai 1933

Im “Köpenicker Hof” sollte ein Frühlingsfest der “Evangelischen Gemeinde” und der “Frauenhilfe der Emmausgemeinde” stattfinden. Es wurde von der Polizei genehmigt, jedoch nur unter strenger Einhaltung der Vorschriften, z.B. waren Fotos mit Blitzlicht nur dann gestattet, wenn ihnen eine Ankündigung vorausging um so eine Panik zu vermeiden.

31. Januar 1936

Ein Gutachten, bezüglich der Notbeleuchtung im Festsaal wird vom Gutachter “mit Deutschem Gruß, Erich Hingst” unterschrieben. Unter dem abschließenden Gutachten, wenige Monate später ist nur noch kurz und zackig “Heil Hitler” zu lesen.

1937

Die “Ortsgruppe Mariannenplatz” der NSDAP zieht in die Köpenicker Straße 174. Im “Köpenicker Hof” veranstalten Goebbels und andere Nazi Größen rauschende Feste.

Die Gewerberäume sind zu dieser Zeit an einen Schriftleiter, einen Modellhersteller, der Gussmodelle herstellte  und einen Möbel und Innenraumausbauer vermietet.

1945

Die Kriegsschäden an den Häusern der Köpenicker Straße 174 wie auch der Eisenbahnstraße 21 hielten sich in Grenzen, die oberen Geschosse wurden eventuell  beschädigt.